Mittwoch, 7. Juni 2017

Bevor's und wenn's mal zwickt - Beim Tierarzt


Hallo Leute! Diesmal geht es um ein wichtiges Thema, nämlich die Gesundheit, die richtige Vorsorge und was man sonst noch so alles beachten muss. Das ist natürlich ein weites Feld und ich kann hier nur einige wichtige Aspekte ansprechen. Ich bin zwar ein äußerst kluger und gebildeter Labrador, aber in diesem Zusammenhang habe ich mich doch an Silke, die Tierärztin meines Vertrauens, gewandt und ihr ein paar Fragen gestellt. Ich hoffe, bei dem folgenden Interview kann der geneigte Leser / die geneigte Leserin (man beachte, wie ich gendere) viel Wissenswertes und Interessantes erfahren.


Alexa: Hallo, Silke. Was würdest du mir, einem dreijährigen, sehr aktiven Labrador, als Tierärztin empfehlen?
Silke: Hallo Alexa, wichtig ist, dass du ein gutes, hochwertiges Futter gefüttert bekommst. Aber natürlich nicht zu viel, wir wollen ja, dass du schön schlank und sportlich bleibst! Deine Gelenke werden es dir danken. Viel Bewegung ist absolut ideal für Mensch und Hund. Also schnapp dein Herrchen und geh mit ihm laufen, Rad fahren, Inline skaten (auch Inline Dogging genannt – das liebe meine Hunde, da müsstest du dich mal mit Josy, Duke und Diego unterhalten) oder auch schwimmen! Dann bleibt ihr beide fit bis ins hohe Alter!



Alexa: Na, da wird ich gleich mal mit Herrchen reden. Nur dastehen und mich um die Frisbee-Scheiben laufen lassen, das geht gar nicht. Zurück zum Thema: Wenn ein Hund auf die Welt kommt, was sind denn da die ersten tierärztlichen Tätigkeiten?
Silke: Liebe Alexa, zuerst wird einmal kontrolliert, ob alle Welpen gesund auf die Welt gekommen sind bzw. ob alle Nachgeburten vorhanden sind. Ab einem Alter von 4 Wochen finden dann die ersten Wurmkuren statt. Ab der 6. Lebenswoche kann dann eine Puppy Impfung (Staupe + Parvo) verabreicht werden. Die meisten Züchter machen hier gleich eine Kombinationsimpfung im Alter von 8 Wochen (Staupe + Parvo + Zwingerhusten + Hepatitis + Leptospirose) inklusive Tierkennzeichnung (Chippen).




Alexa: Ja, das hab ich auch alles bekommen, da war meine Züchterin schon sehr dahinter. Wie schaut es generell mit dem Thema Impfungen aus?
Silke: Liebe Alexa, Impfungen sind sehr wichtig, v.a. die Grundimmunisierungen im Welpenalter. Laut neuestem Standard gilt: so viel wie nötig, jedoch so wenig wie möglich. Impfungen, die mittlerweile alle 3 Jahre geimpft werden können sind Tollwut, Staupe, Parvo und Hepatitis. Lediglich jährlich stattfinden sollten noch die Leptospirose und die Borreliose Impfung.

Alexa: Liebe Silke, als Tierärztin bist ja tagtäglich mit allem Möglichen konfrontiert. Was sind denn deiner Erfahrung nach die häufigsten Wehwehchen, mit denen Hunde zu dir kommen? Silke: Liebe Alexa, die häufigsten Wehwehchen sind sicher einmal das Übergewicht (sofern man es als Wehwehchen bezeichnen darf), Erbrechen / Durchfälle (durch Parasiten oder schlechtes Futter), Hautprobleme (wie Allergien oder Ektoparasiten) und leider auch diverse Unfälle (Autounfall, Stürze, etc).

Alexa: Ja, ja, Allergien kenne ich leider auch, ebenso Rania. Im Allgemeinen bin ich ja nach wie vor sehr lustig und energiegeladen. Herrchen bezeichnet mich zeitweilen als wilde Henne oder narrische Gurke. Falls ich mich dabei mal verletze, was sind deine tierärztlichen Empfehlungen?
Silke: Liebe Lexi, wenn du dich mal wirklich verletzen solltest, dann musst du natürlich zuerst mal untersucht werden. Meist handelt es sich dabei nur um harmlose Prellungen oder Sehnenzerrungen, die mit Schonung und leichter Schmerzmedikation wieder in den Griff zu kriegen sind. Kühl auflegen lassen hilft auch in sehr vielen Fällen.




Alexa: Mein Kumpel Rania ist schon eine etwas betagtere Dame. Was empfiehlst du für ältere Hundesemester?
Silke: Bei Hundesenioren ist es natürlich empfehlenswert, dass diese bei kleinsten Auffälligkeiten in der Praxis vorgestellt werden sollen. Ein jährliches Routineblutbild mit den wichtigsten Organwerten ist ab einem Alter von 7 Jahren nie verkehrt. Des Weiteren arbeite ich sehr gerne mit milden Geriatrika auf pflanzlicher Basis (z.B. Gingko, Vitamin B, etc.). Da gibt es sogar gewisse Medikamente, die auf die Senioren bestens abgestimmt sind und viele Erkrankungen sehr sinnvoll vorbeugen können (z.B. Geriazoon, Karsivan). Gerade auch die Gelenkgesundheit und das Gewicht sollten im Alter im Vordergrund stehen, dh lieber mal auf das ein oder andere Leckerli verzichten.
Alexa: Ha, der war gut!
Silke: Dass du das überhaupt gehört hast! Sport und hier v.a. lockerer Ausdauersport (natürlich in Maßen) halten fit bis ins hohe Alter. Sollte es doch mit den Gelenken nicht mehr ganz so ideal sein, wäre Schwimmen eine super Bewegungsalternative. Hier gibt es dann auch genug Präparate, die helfen, die Gelenkgesundheit zu unterstützen bzw. zu erhalten (z.B. Canosan, Caniviton, Produkte mit Teufelskralle, etc.).

Alexa: Wieder zu einem allgemeineren Gesundheitsthema: Hundebesitzer bekommen meist einen panischen Blick, wenn sie das Wort „Magendrehung“ hören. Kannst du das etwas erklären?
Silke: Eine Magendrehung ist meist eine ganz akute Situation und betrifft sehr gerne tiefbrüstige Hunde (z.B. Dobermann, Schäferhund, Dogge, Rottweiler, etc.). Hier ist es so, dass sich der Magenausgang (auch Pylorus genannt) oft durch Fehlgärungen oder zu viel Bewegung direkt nach der Fütterung, von unten nach oben dreht und quasi den Mageneingang (die Cardia) abschnürt. Wenn dieser Zustand erreicht ist, dann zeigt der Hund – da ja auch die Gefäße mit abgedreht werden – eine sofortige Kreislaufschwäche, Erbrechensversuche (es kommt aber nichts, da ja der Eingang abgedreht ist) und eine Aufgasung (sichtbar durch erhöhten Bauchumfang). Meist passiert dies so 2-3 h nach der Fütterung. Eine Magendrehung ist immer ein Notfall und muss so schnell wie möglich operiert werden.

Alexa: Danke für die Info. Hoffentlich bleibe ich davon verschont, aber Frauchen und Herrchen passen da eh auf. Etwas anderes: Also, ich komme ja gerne zu dir. Angeblich gibt’s aber auch Fellnasen, die Angst vorm Tierarztbesuch haben. Wie kann man da am besten vorgehen?
Silke: Ja, natürlich gibt es die leider auch. V.a. wenn vlt schon schlechte Erfahrungen im Vorfeld gemacht worden sind. Hier ist es am besten, wenn der Hund schon vor irgendeiner Behandlung des Öfteren vorbei kommt und sich nur einmal Leckerli abholt.
Alexa: Leckerli abholen? Oh Gott, ich hab sooo Angst!
Silke: Ja, ja. Hast du nicht eben gesagt, du kommst gerne zu mir? Außerdem kriegst du eh immer was. Aber zurück zum vorher Gesagten: Der Sinn dahinter ist, dass das Ganze immer positiv abschließt. Dann geht man einmal in einen Behandlungsraum, da darf er sich natürlich frei bewegen, man geht auf die Waage und wichtig, dass es immer Leckerli gibt. So kann man versuchen, das Vertrauen wieder zu gewinnen bzw. aufzubauen.

Alexa: Was schlägst du so als jährlichen Mindestcheck vor?
Silke: Bei jungen Hunden (also bis zu 6-7 Jahren) sollte man zumindest 1mal jährlich im Rahmen der Leptospirose Impfung eine lückenlose klinische Untersuchung durchführen. Wichtig ist v.a. die Zahngesundheit, denn Zahnstein kann sogar schon jüngere Semester betreffen.

Alexa: Gibt’s noch etwas, was du unbedingt sagen willst?
Silke: Ich hoffe, dass ich weiterhin nur so brave Patienten habe wie euch, liebe Lexi und Rani.
Alexa: Oh, danke für die Blumen. Ich kann das nur zurückgeben. Bei so einer netten Tierärztin samt ihrem ganzen Team kann man doch nur brav sein. Noch was anderes: Kannst du eine Anekdote aus deinem Tierarztleben erzählen?
Silke: Puh, erwischt. Naja, Anekdoten gebe es sicherlich genug. Das interessanteste war sicher die Eichhörnchen-Rettung durch unseren Hund Diego. Diego hat ein kleines verwaistes Eichkätzchen am Buchberg im Wald gefunden. Frauchen hat sich dann darum gekümmert, es mit warmen Infusionen, Antibiotika, Schmerzmittel und Katzenaufbaumilch versorgt. Und nun lebt Juni schon über 1 Jahr bei uns im Haushalt und hält unser Leben auf Trapp.  

Alexa: Juni ist mittlerweile ja schon eine richtige Berühmtheit. Eine letzte Frage, die mir noch auf der Zunge liegt: Warum bist du eigentlich Tierärztin geworden?
Silke: Irgendwie war es schon immer ein Klein-Mädchen-Traum, den ich mir selber erfüllen wollte. Da ich bereits als Kind schon immer eine ganze Tiernärrin war und meine Ferien lieber am Bauernhof des Onkels als vor dem Fernseher oder PC verbracht habe, war die Entscheidung klar, dass ich unbedingt etwas mit Tieren machen wollte. Da ich noch dazu ein Arbeitstier bin, eine riesige soziale Ader besitze und Tiere über alles Liebe, war klar, welcher Beruf es denn sein soll: Tierärztin – um Tieren zu helfen und Leben zu retten.

Alexa: Vielen Dank für das sehr lehrreiche Interview. Das war’s auch schon wieder. So long und bis zum nächsten Mal, eure Alexa!


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