Freitag, 20. Oktober 2017

Laufen und liegen


Hallo Leute! Heute möchte ich wieder über etwas Hundesportliches berichten. Ich stehe mit meinem Herrchen wieder mal kurz vor einer Prüfung. Na ja, eigentlich steht Herrchen vor der Prüfung, mir ist das ja ziemlich wurscht. Ein Tag wie jeder andere, nur dass mein menschlicher Partner diesmal etwas nervös wirkt, nachdem er den Hundeplatz betreten hat. Aber das kenne ich mittlerweile schon. Dass die Menschen immer aus allem einen Wettbewerb machen müssen! Und uns ziehen sie da auch noch mit rein. Aber was soll‘s. Das hätten sich unsere Vorfahren besser überlegen müssen, als sie sich mit diesen Primaten zusammengetan haben. Wenn die Sache nicht auch so große Vorteile hätte: Sie sind Kraulmaschinen, Futterspender und vieles mehr. Und wir haben sie ja doch lieb. Sie uns auch - meistens.
So, jetzt aber zurück zum Thema, ich verplappere mich schon wieder. Wir üben also für eine Prüfung und da gibt es eben verschiedene Dinge, die man können sollte. Eines davon ist das sogenannte Voransenden. Begleitet mich nun auf kleine Zeitreise. Wir blicken zurück, als wir mit dieser Übung begonnen haben. Und da ist mein liebes Herrli gerade not so amused über mein gezeigtes Verhaltensrepertoire. Also Folgendes: Es geht um mein Spielzeug. Wie der Name schon sagt, dient es dazu, um damit zu spielen! Ja, und jetzt hat Herrchen die raffinierte Idee, dass ich dann spielen darf, wenn ich vorher das, was er mir ansagt, richtig ausgeführt habe.
Da marschieren wir also gemeinsam über den Hundeplatz. Plötzlich sagt Herrchen „Sitz!“ Na, ich lasse mich selbstverständlich sofort auf meinen Allerwertesten nieder. Ich weiß ja, was sich gehört. Herrchen geht weiter, nimmt das Spielzeug mit. Herrchen bleibt in einiger Entfernung stehen, legt das Spielzeug auf den Boden. Herrchen geht wieder in meine Richtung retour. Ich denke mir: Okay, Sitz habe ich gemacht, jetzt krieg ich das Spielzeug, stehe auf und setze mich in Bewegung. Aber was passiert? Herrchen ruft - etwas aufgebracht - Sitz und deutet mit dem Finger nach oben. Ich natürlich wohl erzogener Labrador, pflanze meine fünf Buchstaben gleich wieder auf die Wiese. Man will sich schließlich keinen gröberen Verweis einhandeln, obwohl mein Herrchen in der Regel eh ein ganz Lieber ist. Kaum also ist Herrli bei mir angekommen, murmelt er ein halbherziges „Brav“ und - sagt „Fuß“ und - dreht um! Echt jetzt, das Spielzeug liegt da vorne! Hallo!! Sehnsüchtig schaue ich noch einmal zurück, die Reaktion ist ein „Nein, Fuß!“ Na gut, okay. Er wird schon seine Gründe haben. Außerdem rückt er ein Leckerli raus, wenn ich brav mitgehe.
Also gut, wir marschieren so vor uns hin, bis Herrchen wieder umdreht - ich natürlich im Schweinsgalopp mit, hab ja den viel weiteren Weg rund um ihn - und wir uns endlich wieder in die richtige Richtung bewegen. Ich kann‘s kaum erwarten. Erst als wieder ein „Fuß“ an mein Ohr dringt, merke ich, dass ich schon ein Stück weiter vorne bin. Wieder zurück zum Start.
Und irgendwann bleibt Herrchen unvermutet stehen, deutet mit dem rechten Arm nach vorne und sagt „Voran“. An dieser Stelle muss ich einwerfen und gestehen, dass ich dieses Wort zu diesem Zeitpunkt nicht zum ersten Mal höre. Das hat Herrli schon ein bisschen geübt mit mir. Also „Voran“ und ich zische ab wie der geölte Pfitschipfeil, denn ich weiß, jetzt heißt es rennen. Und außerdem liegt da vorne mein heiß geliebtes Spielzeug.
Oh ja, herrlich, so durch die Gegend zu sausen, Gras und Erde spritzen unter den Hinterläufen weg, die Ohren fliegen im Wind. Apropos Ohren. Da war doch gerade was. Irgendwas ist da von weit hinten gekommen, klingt wie Herrchens Stimme, dringt nur verstümmelt in meine Gehörgänge und hat sich entfernt nach so etwas wie „Platz“ angehört. Ach was, das kann nicht sein, hatten wir ja noch nie! Zumindest nicht, wenn es vorher „Voran“ geheißen hat. Also, drauf gesch... Weiter im Galopp, Spielzeug erlegen, packen, umdrehen und zurückrennen zu Herrchen, dann gibt‘s ein Gerangel und eine Gaudi.
Aber was soll das? Kaum angekommen, nimmt er mir nur das Spielzeug weg, schüttelt den Kopf, sagt irgendeinen botanischen Ausdruck, der sich wie „Schwammerl“ anhört, und wir beginnen das ganze Spiel nochmal von vorne.
Während ich abermals im Sitz zurückbleibe, kann ich nachdenken über die Gesamtsituation. Offenbar war das doch ein „Platz“, was ich da gehört habe. Und offenbar soll die Übung so ausschauen, dass ich zunächst renne und mich dann, wenn das Kommando kommt, sofort auf den Bauch haue und liegen bleibe bis auf Widerruf. Ah ja, wahrscheinlich haben wir das deswegen beim Spazierengehen des Öfteren gemacht: Herrchen hat gesagt „Lauf“und kaum habe ich mich über die gewonnene Freiheit gefreut, ist ein „Platz“ nachgekommen. Nach ein paar mehr oder weniger gelungenen Versuchen habe ich schließlich kapiert, dass dann gespielt wird, wenn ich mich hingelegt habe.
Jetzt die große Erleuchtung: Das also ist“Voran“. Rennen und dann, wenn es verlangt wird, hinlegen. Na gut, soll mir Recht sein. Wenn ich im Anschluss entsprechend bezahlt werde, mach ich‘s.
Nächster Versuch: Herrchen sagt „Voran“, ich renne. Kurz drehe ich mich mal um, damit ich mich versichere, dass ich auch nichts überhört oder übersehen habe. Okay, laut Gesichtsausdruck und Herumgefuchtel von Herrli soll ich das auch nicht machen. Weiterennen. Oh ja, da liegt schon mein Spielzeug und ich höre das „Platz“ und ich falle um und schaue zu Herrchen. Der ist ganz begeistert. Ich auch, ich hab‘s gecheckt! Und jetzt darf ich wirklich mein Spielzeug aufnehmen und darf es zurückbringen und Herrchen jubelt und spielt mit mir! Yeah, das Leben ist ein Hit!
Ganz verschweigen will ich - bevor ich zum Ende komme - nicht, dass die Übung so noch nicht ganz perfekt war. Nach einigen Wiederholungen habe ich begriffen, dass ich nicht beim Spielzeug, sondern schon ein Stückchen vorher liegen bleiben soll. Und als schon etwas erfahrener Hund weiß ich, dass es an dem einen Tag der Prüfung kein Spielzeug gibt, dass es keine Leckerli gibt, dass es nur ab und zu ein Lob gibt. Aber was soll‘s, wir Hunde haben trotzdem unserem Spaß und wenn‘s die Menschen freut, das so zu machen, meinetwegen. Sie sind ja großteils ganz in Ordnung.

Das war‘s für dieses Mal. Ich hoffe, meine geneigten Leser konnten wieder Lehrreiches mitnehmen. So long und bis zum nächsten Mal, eure Alexa!

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