Mittwoch, 27. Dezember 2017

Fremdwörter-Lexikon


Hallo Leute. Heute wende ich mich einem sehr wichtigen Thema zu, den menschlichen Lautäußerungen. Unsere geliebten Zweibeiner reden ja meistens sehr viel, wenn der Tag lang ist, und nicht immer ist für uns deutlich erkennbar, wann da jetzt etwas wirklich Wichtiges dabei ist, dem wir doch Folge leisten sollten. Vieles ist oft unklar oder undeutlich - oder beides. Im Folgenden habe ich euch ein kleines Lexikon zusammengestellt. Hin und wieder sind diese Äußerungen für uns auch Fremdwörter, deshalb der Titel. Nun gut, gehen wir’s an! Die Wörter und Wendungen sind als Serviceleistung alphabetisch gereiht.

Bleib: Nun ist doch allgemein bekannt, dass wir sehr soziale Tiere und am liebsten immerzu inmitten unseres Rudels, unserer Familie sind. Manchmal wollen die Menschen aber, dass wir dort verharren, wo wir gerade sind. Und dann verwenden sie das Wort „Bleib“. Also, egal, was passiert, egal welche Körperhaltung ihr gerade einnehmt (sitzen, liegen, stehen, hüpfen, …): Sofort einfrieren. Und am besten macht ihr das mit einem schmachtenden, erwartungsvollen Blick auf Herrchen oder Frauchen (oder beide abwechselnd), denn damit vermittelt ihr ihnen das Gefühl, dass ihr zwar natürlich befolgt, was angeschafft wurde, dass ihr aber nichts lieber tun würdet als sofort wieder in deren Nähe zu sein. Das steigert ihr Selbstwertgefühl!
Hey: Ein kurzes, knackiges Ausrufewort. Menschen untereinander verwenden es oft auch zur Begrüßung oder um auf etwas aufmerksam zu machen. Aus meiner Erfahrung, vor allem mit Herrchen, weiß ich, dass dieser Ausruf die Bedeutung hat: Kurz vor knapp. Meist war da vorher schon irgendeine andere Aufforderung, die mir irgendwie entgangen ist. Oder ich gehe gerade in der Ausübung einer Tätigkeit vollkommen auf, über die jedoch Herrchen not so amused ist. Na jedenfalls, wenn dieses in der Regel sehr scharf und bestimmt ausgesprochene „Hey“ ertönt, dann wird es höchste Eisenbahn, den braven, folgsamen Hund raushängen zu lassen. Sonst gibt’s Saures.
Hör auf: Nun, das ist oftmals schon etwas schwieriger. Steckt da das Wort „hören“ drin? Dann müsste ich die Frage stellen: Hör auf … Was? Den Nachbarshund, das Trapsen der Katze am Balkon, das Rascheln des Leckerli-Säckchens? Ich hege aber die starke und nicht unbegründete Vermutung, dass mit diesem Kommando etwas anderes gemeint ist, nämlich eine Tätigkeit zu beenden, und zwar rasch, auf der Stelle. In meinem Fall - ich bin halt doch ein Labrador - betrifft das häufig die Tätigkeit des Bettelns. Was soll man machen, wenn man ständig hungrig und der reich gedeckte Tisch so nahe ist? Nach diesem „Hör auf!“ (Auch ausgebaut zu „Hör auf damit!“) wirft man noch einen sehnsüchtigen Blick zum nicht zu ergatternden Zusatzfutter, macht einen möglichst traurigen oder auch vorwurfsvollen Augenaufschlag in Richtung seines Lebensmenschen - und dann schleicht man halt von hinnen in sein Körbchen - oder rollt sich unter dem Tisch zusammen. Der Vorteil der zweiten Variante ist, dass der Weg zurück für den nächsten Versuch, doch etwas abzubekommen, nicht so weit ist.
Komm: Ein sehr interessantes Wort. Wie so viele lautliche Äußerungen, welche die Menschen an uns richten, ist es in der Befehlsform gehalten, sollte also von uns Wuffs rasch, konsequent und ohne langes Hinterfragen befolgt werden. Gleichwohl ist es wieder mal mit vielen Bedeutungen unterlegt. Es kann heißen, dass man einfach mitkommt, also Herrchen bzw. Frauchen auf Schritt und Tritt folgt, insbesondere beim Spazierengehen. Es kann aber auch heißen, dass man eine interessante Tätigkeit (Spielen mit anderen Hunden, Buddeln, Schnüffeln, etwas fressen) unter- bzw. abbricht und im Schweinsgalopp zu besagten Menschen sprintet. Na ja, okay, das ist schon schwer genug. Aber jetzt kommt noch eine menschliche Besonderheit dazu, nämlich die - zumindest für uns - etwas widersprüchlichen Wortkombinationen. Da wäre zum Beispiel das „Geh, komm!“ zu nennen, oder - noch etwas ausgedehnter - „Na geh, komm!“. Also was jetzt? Gehen oder kommen? Noch interessanter wird eine typisch österreichisch unentschiedene Variante, wie zum Beispiel: „Komm, verschwind!“ Man könnte darauf so reagieren, dass man schon kurz kommt und sich dann rasch wieder trollt. (Das kann auch eine Sicherheitsvariante sein, wenn man wirklich was ausgefressen hat.) Wie in vielen Fällen gilt auch hier: Körpersprache der Menschlein beachten. Die sagt zumeist mehr aus als ihre Worte.
Langsam: Also das ist für einen jugendlichen, in der Blüte seines Lebens stehenden, energiegeladenen Labrador wie mich (und damit spreche ich sicher für viele meiner Kumpels) ein absolutes Fremdwort. „Langsam!“, also bitte, was soll denn das heißen? Langsam gehen und nicht an der Leine ziehen? Dafür gibt’s eine einfache Lösung: abhängen! Und vor allem, Leckerli langsam nehmen, zur vollen Futterschüssel langsam gehen! Ja, habt ihr noch nie was gehört vom Ablaufdatum, vom Verfallsdatum für Lebensmittel? Nein, das kann man nicht riskieren. Wir wollen doch nichts wegwerfen, nur, weil es verdorben ist. Und das geht soooo rasch! Also, schnell runterschlingen! „Langsam!“ Also echt jetzt, ich bitte euch! Das geht gar nicht! Aber es wären nicht die Menschen, wenn sie da nicht schon wieder eine Trainingsidee hätten. Sie nennen das Impulskontrolle, also quasi, man soll sich beherrschen können. Natürlich kriegen wir Hunde das hin, so wie alles andere auch, was ihr Menschen von uns verlangt. Aber es fällt soooo schwer! Kompromissvorschlag: Ab und zu dürfen wir toben, rennen, schlingen. Und dann sind wir halt wieder brav und machen auf Langsam. Okay?
Lass das: Dies hat eine ähnliche, um nicht zu sagen, die selbe Bedeutung wie das bereits diskutierte „Hör auf (damit)!“. Menschen verwenden aber sehr gerne Synonyme, also bedeutungsähnliche Ausdrücke. So trickreich wie wir sind im Umgehen von Verboten, so erfindungsreich sind sie im Hinblick auf Äußerungen, die eben diese bekräftigen und wieder in unser Bewusstsein rücken sollen. Da wir Hunde ein sehr feines Gehör (und Gespür) haben, merken wir natürlich, dass dieses „Lass das!“ doch etwas schärfer klingt als „Hör auf!“. Das heißt also, wenn wir dies hören, dann sollten wir umgehend mit dem aufhören, was wir gerade tun oder zu tun gedenken, wir sollten unbedingt eine total betretene und bedrückte, ja, eine zerknirschte Miene aufsetzen, um unmissverständlich deutlich zu machen, dass wir uns unserer Schuld voll bewusst sind. Und dann sollten wir uns auf unser Lieblingsplätzchen zurückziehen, uns einrollen und schlafen. Zumindest so tun, als ob. Insgeheim beobachten wie natürlich die Entwicklung der Situation, zählen die Sekunden herunter und machen uns nach einer angemessenen Zeit wieder auf den Weg, um die unterbrochene Tätigkeit, zum Beispiel das Betteln bei Tisch, fortzusetzen. Denn wir sind doch Hunde, wir leben im Hier und Jetzt, im Augenblick. Was vor zwei Minuten passiert ist, haben wir schon wieder komplett vergessen! Also, einfach konsequent dranbleiben. Ein Tipp am Rande: Bei ausreichender Beharrlichkeit erweist sich, dass viele Menschen nicht gar so konsequent sind bei der Einhaltung der Verbote (außer sie sind Hundetrainer wie meinereiner)!
Nein: Eines der Wörter, mit denen wir in unserer Hundelaufbahn schon als Welpe Bekanntschaft schließen. Alles, was wir nicht tun sollen, alles, was aus Menschensicht ein No Go ist, das wird von ihnen mit dem Wort „Nein!“ belegt. Es bildet die Grundlage für viele andere Wörter, die ich in diese Liste aufgenommen habe, aber da etwas Abwechslung im Leben nie schadet, wird es variiert mit den andernorts beschriebenen Ausdrücken. Im Prinzip lässt sich aber alles auf dieses kurze, knackige „Nein!“ reduzieren. Hüpft man in die Leine, weil man ein paar Meter entfernt einen Spielkameraden entdeckt: Nein! Geht man seinem ureigensten Jagdinstinkt nach und flitzt einem kecken Hasen hinterher (man will ihn ja eh nicht umbringen, nur ein bisserl Spaß haben): Nein! Will man die am Esstisch zurückgelassene Wurst pflichtbewusst entsorgen, bevor sie schlecht wird: Nein! Und so weiter und so fort. Jedem von euch fallen sicher noch unzählige Beispiele ein. Aber das Wort hat auch etwas Gutes, Nützliches und durchaus Sinnvolles. Es kann unser Leben retten! Will man zum Beispiel über eine Straße laufen, obwohl gerade von links und rechts Autos heranlrasen: Nein! Gut, wenn man gelernt hat, was das bedeutet!
Pfui: Dieses ebenso kurze wie prägnante Wörtchen wurde von den Menschen, so ergeben meine Nachforschungen, in erster Linie im Zusammenhang damit eingeführt, dass wir manchmal (oder häufiger) Dinge für leckere Nahrung halten, welchen die Zweibeiner absolut nichts Begehrenswertes abgewinnen können. Ich will hier nicht näher ins Detail gehen, ich denke, alle wissen, wovon die Rede ist. Zeitweise wird uns ja sogar der Geschmackssinn abgesprochen. Also gut: „Pfui!“ heißt: lass es liegen, wage nicht, das ins Maul zu nehmen, und wenn doch, dann spuck es auf der Stelle aus (und putz dir die Zähne, wenn du könntest). Aber wie bei vielen anderen der besprochenen Fremdwörter gilt auch hier: Wir müssen das Gehörte ja zunächst mal in die Hundesprache übersetzen. Die dabei zu leistende Denkarbeit funktioniert besser, wenn man die Kaumuskulatur bewegt. Tja, und wenn man dann begriffen hat, was mit diesem „Pfui!“ gemeint ist, dass einen das doch direkt selbst betroffen hat, tja, dann ist es oftmals schon zu spät. Man würde dieses Ding ja ausspucken, weil man ein braver und gehorsamer Wuff ist, aber irgendwie ist es leider schon die Kehle runter gerutscht. Aber versprochen: Das nächste Mal hören wir darauf, dann wissen wir sofort, was gemeint ist (oder auch nicht).
Raus: Dieses Wörtchen wird in meinem speziellen Fall in der Regel kombiniert mit … aus der Küche, also „Raus aus der Küche!“ Mann, gerade aus dem interessantesten Bereich des gesamten Hauses soll man sich entfernen! Außerdem will ich doch nur hilfsbereit sein, quasi die gute Fee des Hauses spielen. Kaum fällt etwas auf den Boden, wusle ich schon herum und macht sauber, schlecke alles bis zum letzten Krümelchen auf. Da soll sich noch einmal einer aufregen! Nur, weil ich vielleicht in meinem Übereifer ab und zu im Weg stehe? Nur, weil es Frauchen fast über mich drüberhaut, wenn sie sich mit dem heißen Topf umdreht und ihn wegtragen will? Na ja, okay, es ist vielleicht wirklich nicht so ungefährlich - und man kann auch mit etwas Sicherheitsabstand in die Küche spähen. Wenn was unbeabsichtigt abfällt, ist man wie der Blitz zur Stelle - oder merkt es sich für später. In diesem besonderen Fall hat sogar das Wörtchen „Später“ einen Sinn.
Runter: Viele von euch haben diesen Begriff wohl schon des öfteren vernommen. Er tritt im Leben von uns Vierbeinern in verschiedenen Zusammenhängen auf. Es kann zum Beispiel vorkommen, dass man nach einem langen, arbeitsreichen Tag total übermüdet ist und sich - natürlich völlig zufällig - plötzlich auf dem Sofa, der Couch, dem Bett wiederfindet. Dort ist es so schön kuschelig und weich, das kann man glatt einmal mit seinem Körbchen verwechseln. Doch plötzlich und unvermutet heißt es: „Runter!“. Verschlafen blicken wir in die Gegend und langsam dämmert es, dass wir - zumindest aus Menschensicht - den falschen Schlafplatz gewählt haben. Also quälen wir uns auf und machen uns unter furchtbaren Anstrengungen auf den Weg ins Körbchen. Die andere Lebenssituation, in der wir schon im Welpenalter dieses Verbotswort wiederholt und eindringlich gesagt bekommen, ist das Begrüßungsritual. Wir sind alle lieb, wir haben euch lieb. Und was machen wir bei unsereins, wenn wir Zuneigung zeigen wollen und dass wir nichts Böses im Schilde führen? Wir lecken über die Lefzen. Nun gibt es das Problem, dass eure Lefzen - Lippen genannt - ziemlich weit oben sind, sogar für eine ausgewachsene Dogge, wenn sie auf allen Vieren steht. Also muss man notgedrungen hochspringen - und das selbstverständlich auch, wenn man soeben von der regendurchweichten, schlammigen Spielwiese nach Hause kommt. Das aber wieder haben die Menschen gar nicht so gern, komischerweise wollen die immer nicht dreckig werden. Versteh ich nicht, irgendwann trocknet der Schmutz und fällt eh von selber runter. Aber okay, soll so sein. Wir sind, wie üblich, lernfähig, hören nach mehreren Wiederholungen auf das, manchmal ärgerlich, manchmal panisch ausgesprochene, „Runter!“. In Zukunft begrüßen wir auf allen vier Pfoten stehend und mit dem Schwanz wedelnd. Euch freut’s und wir bekommen unsere wohlverdiente Streicheleinheit.
Später: Wie schon mehrmals betont, leben wir Hunde in der Gegenwart (und in den Tag hinein). Dieses Wort also, dieses „Später!“ kann gar keine Bedeutung für uns haben! Was wollt ihr Menschen uns damit sagen? Dass wir später das tun dürfen, was ihr uns jetzt, im Moment, verbietet? Dass wir unser Futter, das wir wie immer redlich verdient haben, später bekommen? Dass wir den Spaziergang, den wir zu eurem Wohl und für eure Gesundheit mit euch machen, später unternehmen? Nix da! Carpe diem, heißt es: Nutze den Tag. Und ich würde sogar sagen: Carpe momentum (oder so ähnlich): Nutze den Moment, den Augenblick! Später kann es schon zu spät sein!
Zu mir: Dies hat eine ähnliche, um nicht nicht zu sagen, die gleiche Bedeutung wie das bereits besprochene „Komm!“. Herrchen hat das irgendwann eingeführt, weil er gelernt hat, dass man beim Spazierengehen selten „Fuß!“ sagt, weil das eine ganz spezielle Bedeutung beim Training (und bei Prüfungen) hat. „Zu mir!“ soll also heißen, rasch zu kommen und in der Folge auch bei Herrchen bzw. Frauchen zu bleiben, und zwar, bis auf Widerruf. (Dafür gibt es übrigens auch ein Wort bei mir, das ich nicht in das Fremdwörterlexikon aufgenommen habe, weil ich es in der Regel sofort verstehe: „Lauf!“, manchmal auch „Frei!“). Um zu betonen, dass dieses Dableiben für eine längere Dauer gemeint ist, folgt oft (na ja, eigentlich immer) noch das Folgekommando „Bei mir!“. Ich gebe zu, da zeige ich häufig eine sehr kurze Aufmerksamkeitsspanne, was in der Regel zur Folge hat, dass diese Wortkombination von Herrchen öfter wiederholt wird - auch mit zunehmender Lautstärke, bis ich irgendwann doch merke, dass es ziemlich ernst ist.

Also, das war’s für dieses Mal. Ich hoffe, es war lehrreich, und ich erhebe dabei aber keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit der Liste. Wenn euch noch etwas einfällt, wenn ihr noch Ergänzungen habt, dann schreibt mir.

Bis bald und so long, eure Alexa!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen