Hallo Leute.
Heute war ein ganz besonderer Tag. Weihnachten steht vor der Tür und - nein,
ich warte nicht aufs Christkind. Ich bin doch schon ein großes Hundemädel und
weiß, dass es sowas nicht gibt, meine Geschenke kommen definitiv von Frauchen
und Herrchen (die glauben, ich beobachte sie nicht). Also, Weihnachten steht
vor der Tür und damit der bereits traditionelle Besuch im Pflegeheim. Dabei bin
ich natürlich nicht alleine unterwegs, sondern in Begleitung von ein paar
Kumpels (na ja, unsere Menschen dürfen auch mit).
Also, raus aus
dem Auto, nochmal kurz Gassi gehen (es macht ja keinen guten Eindruck, wenn das
drinnen passieren würde) und dann betreten wir das bereits wohl bekannte
Gebäude. Bereits beim Reingehen werden wir von ein paar Personen begrüßt und
angequatscht. Ja, ja, heute sind wir die Stars. Bevor es so richtig los geht,
werden wir noch dem Anlass entsprechend adjustiert. Was sich Menschen da so
alles einfallen lassen: Sie setzen sich komische rote Mützen auf, Herrchen
sogar mit einem Bart, obwohl er eh einen eigenen hat (aber der ist noch nicht
ganz so weiß, trotz meines zeitweisen Herantastens an seine nervliche
Belastungsgrenze). Ich bekomme irgendwie ein eigenartiges braunes Ding
aufgesetzt. Soll wohl so eine Art Geweih sein (üblicherweise setze ich anderen
die Hörner auf). Na ja, das wird eh nicht lange halten.
Endlich geht es
los. Wir beginnen unsere Besuchstour im obersten Stock. Als wir durch die Tür
schreiten, warten schon alle auf uns. Sie sitzen an Tischen, auf Bänken und
auch in Rollstühlen. Ich muss zugeben, die waren mir beim ersten Mal noch etwas
unheimlich, aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Sofort teilen wir
uns auf und starten unser Besuchsprogramm. Die meisten der alten Leute freuen
sich riesig, uns zu sehen, uns zu streicheln und uns zu füttern. Ja, okay, ich
geb’s zu, das Füttern ist das Tollste an dem Ganzen. Aber was soll ich machen,
ich bin ein Labrador und habe das Fressgen, das ist wissenschaftlich bewiesen.
Ein Sklave meiner Erbanlagen! Also trotten wir von einer Person zur nächsten,
viele erzählen, dass sie früher auch selbst Hunde gehabt haben. Ich merke, dass
einige das vermissen und glücklich darüber sind, wieder einmal so eine Fellnase
sehen und berühren zu können. Zwischendurch zeigt Herrchen auch ein paar
Kunststücke mit mir vor, wie zum Beispiel im Kreis drehen, Sitz und Platz
machen, oder - das absolute Highlight - Leckeren aus der Luft fangen. Na, das
lasse ich mir doch nicht zweimal sagen!
Die Menschen
hier am Ende ihres Lebensweges sind ganz unterschiedlich. Die einen sind noch
geistig ganz auf der Höhe, zeigen sich interessiert und stellen Fragen. Manche
andere wirken sehr abwesend. Aber eines weiß ich, unsere Anwesenheit spüren
alle. Und für alle ist es eine riesen Freude und eine willkommene Abwechslung
in ihrem doch meist eintönigen Alltag (obwohl, wie ich betonen muss, sich das
Pflegepersonal selbstverständlich die größte Mühe gibt).
Am Ende unseres
Besuches verabschieden sich unsere Herrchen und Frauchen mit einem „Frohe
Weihnachten“ und dann geht es weiter in den nächsten Stock, den nächsten
Aufenthaltsraum, wo wir schon erwartet werden. Dazwischen gibt es Wasser für
uns zu trinken, denn es ist einerseits sehr warm hier, andererseits ist so ein
Besuch anstrengender für uns Hunde, als es vielleicht den Anschein macht. Auch
hier gibt es wieder erfreute Gesichter, Lächeln und Lachen und viel Streicheln.
Ich gebe ja zu, dass ich ohne Futterbestechung nicht so viel arbeiten würde
(zumindest muss ich diesen Eindruck vermitteln), aber man muss die Situation
schon auch ein bisschen ausnützen. Auch auf dem Boden liegen so einige leckere
Brösel herum, die ich mir unbedingt organisieren muss (irgendwann gibt Herrchen
auf). Nur bei den vereinzelten Wurstsemmeln und Kuchen auf den Ablageflächen
der Rollstühle und Rollatoren, da ist definitiv Schluss mit Lustig, da kennt
Herrchen kein Pardon.
Aufpassen muss
man auch, dass man bei allem Elan und Übermut nicht zu stürmisch wird, denn zum
Beispiel ist die Haut mancher dieser Senioren schon sehr leicht verletzbar. Also,
Vorsicht mit den Krallen!
Ab und zu
geselle ich mich auch mit Meinesgleichen zusammen und wir legen uns zum
Beispiel nebeneinander auf den Boden. Na, das löst dann wieder Begeisterung
aus, weil wir ja anscheinend so dicke Freunde sind. Ist ja auch nicht so weit
hergeholt. Wir verstehen uns alle. Das wir Hunde immer miteinander konkurrieren
und ständig austesten, wer der Stärkere ist, das ist doch kompletter
Schwachsinn! (So nebenbei gesagt: Vielleicht ist das bei euch Menschen doch
eher der Fall.)
Schließlich
absolvieren wir unsere letzte Besuchsrunde im Erdgeschoß und sind mittlerweile
doch auch schon so einigermaßen erschöpft. Aber zu sehen und vor allem zu
spüren, welche Emotionen wir bei den alten Menschen auslösen, das gibt neue
Kraft!
Nach rund eineinhalb
Stunden ist unser Programm zu Ende. Wir verabschieden uns und ich denke mir:
Ja, das Christkind gibt es vielleicht doch. Diesmal waren wir die Christkinder,
die Geschenke gebracht haben: Freude, Spaß, Lächeln, Lachen, Erinnerungen. Wir
Fellnasen sind doch prädestiniert dafür, unmittelbar und unkompliziert einen
Zugang zu den Herzen und Seelen der Menschen zu finden. Dafür habt ihr uns und
diesen Job erledigen wir mit Bravour.
So long und bis
zum nächsten Mal, eure Alexa!
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