Oje! Gähn!!
Schule!!! Na, waren das eure Gedanken? Kenne ich euch Menschen? Herrchen darf
das ja nicht hören, der ist Lehrer. Aber ganz unter uns: Der geht auch nicht
immer gerne in die Schule. Bei mir ist das was ganz anderes. Ich liebe die
Hundeschule! Weil, da gibt es (fast) immer Spaß und Action. Damit sind wir
schon beim wichtigsten und entscheidenden Punkt: Schule, und damit das Lernen,
müssen Spaß machen. Das heißt nicht, dass unsere Lehrer - bei uns heißt das
Trainer - nicht wissen, was sie wollen und das auch umsetzen und von uns
verlangen. Aber alles mit Spaß und Freude, sonst wird das nix. Das Lernen liegt
uns wie allen Lebewesen im Blut. Es gibt kein Leben, kein Überleben, ohne vom
ersten bis zum letzten Tag zu lernen.
Also zurück zur
Einstiegsfrage: Warum gehen wir Hunde in die Schule? Nun, werfen wir einmal
einen Blick auf unsere Verwandten, die Wölfe. Wenn so ein junger Wolfsschnösel
aus dem Bau kriecht, weiß er noch nicht allzu viel über die Welt - er muss also
lernen. Was er braucht, um sein späteres Leben als Wolf auf die Reihe zu
kriegen, das bringen ihm seine Eltern bei. Die Jungwölfe lernen durch
Nachahmung sowie durch Versuch und Irrtum - und durch Spiel. Das ist ja
prinzipiell eine ganz gute und brauchbare Methode. Allein, für uns Hunde reicht
das nicht so ganz aus.
Wir leben in der
Welt von euch Menschen, das bedeutet, wir müssen lernen mit unsereins richtig
umzugehen, aber auch mit euereins. Daher die Hundeschule. Und die beginnt
idealerweise schon im Welpenalter. Da geht es noch gar nicht so sehr um Lernen
im klassischen Sinne, sondern darum, dass wir einerseits möglichst Vieles aus
der Umwelt kennen lernen und dass wir andererseits die Beziehung zu Herrchen
und Frauchen vertiefen. Und wie funktioniert das? Richtig! Über das Spiel. Spielerisch
Hindernisse überwinden wie zum Beispiel Kisten- und Reifenstapel, auch wenn das
für uns Zwutschkerl noch so furchteinflößend und bedrohlich ausschaut. Das
machen wir gemeinsam mit unseren Lebensmenschen und somit lernen wir, dass wir
uns auf sie verlassen können und dass wir Herausforderungen gemeinsam meistern.
Das stärkt und festigt die Beziehung, nicht allein das Futter, was natürlich
für uns - gerade für uns Labradors - auch immens wichtig ist.
Dazu kommt noch
so vieles andere, was wir als heranwachsende Hunde lernen müssen, um uns in der
Menschenwelt zurecht zu finden. Manches davon geht ganz nebenbei, wird nicht
nur in der Hundeschule, sondern vor allem auch im Alltag vermittelt. Dazu
gehört zum Beispiel, dass man nicht sofort aus der Autobox hüpft, wenn sie
aufgemacht wird. Oder dass man an diesem komischen Strick, auch Leine genannt,
nicht ziel- und planlos durch die Gegend zieht, sondern dorthin marschiert, wo
auch Herrchen und Frauchen hinwandern, und das in deren Tempo. Ein ganz
wichtiger Punkt ist auch das, was Medical Training genannt wird, das heißt,
dass wir vor dem Besuch beim Tierarzt keine Angst haben oder im schlimmsten
Fall sogar aggressiv reagieren. Und dass wir mit uns auch so Dinge machen
lassen wie ins Maul zu greifen oder Zähne zu putzen.
Ungemein lustig
ist das Welpenspiel, das in vielen Hundeschulen angeboten wird. Dabei dürfen
wir mal so richtig toben, rennen und herumraufen. Das Spielen und Rangeln macht
mit euch Menschen auch Spaß, aber mal ganz ehrlich gesagt, ihr seid uns in der
Beziehung nicht so ganz gewachsen. Im Vergleich zu einem Hundepartner seid ihr
doch lahme Enten. Dieses Welpenspiel hat aber auch den Hintergrund, dass wir
damit lernen, mit anderen Hunden richtig umzugehen, zu wissen, was ein
hündischer Gesichts- oder Körperausdruck bedeutet, zu erkennen, wann etwas zu
wild war. Und wir sollen lernen, auch im schönsten Spiel auf Herrchen und
Frauchen zu hören, wenn sie uns rufen. Habt dabei Geduld mit uns, das
funktioniert nicht von jetzt auf gleich. Wenn wir zu euch kommen, dann freut
euch mit uns und spielt mit uns, denn dann kommen wir auch in Zukunft gerne zu
euch. Und wenn wir von anderen zu sehr angepöbelt oder gar gemobbt werden, dann
steht uns bei, gebt uns Sicherheit und das Gefühl, dass ihr in einer Notsituation
für uns ad seid. Auch das stärken Bindung und Beziehung.
Leider, leider
denken viele Menschen, dass wir mit Abschluss der Welpenschule ausgelernt
haben. Das ist mitnichten so. Für uns Hunde gilt das gleiche wie für euch
Menschen: lebenslanges Lernen. Dinge, die für uns als Welpen noch so ganz
nebenbei eingeflochten werden, gewinnen nun für die Junghunde zunehmend an
Bedeutung und Wichtigkeit: Bei Fuß gehen, Sitz, Platz und dergleichen mehr.
Insgesamt nennt man das Gehorsam. Doch auch hier soll viel über Spiel und Spaß,
über Lob und Bestätigung gearbeitet werden. Eigentlich sind wir Hunde ja
ziemlich einfach gestrickt. Wenn wir etwas richtig machen und ihr lobt uns
dafür, dann werden wir dieses Verhalten auch in Zukunft verstärkt zeigen. Wenn
wir für ein Verhalten nicht bestätigt werden, dann bringt uns das nichts ein
und wir werden es einstellen, beziehungsweise, durch ein anderes, besseres und
zielführendes ersetzen.
So ganz nebenbei
- und jetzt muss ich kurz gegen die Interessen von mir und meinen Kumpels
sprechen - es gibt auch Verhalten, das zwar vielleicht für uns im Moment
lustig, aber letztlich nicht tolerabel ist. Zum Beispiel wie wild in die Leine
zu springen, wenn wir einen anderen Hund oder eine Katze oder sonst etwas
Interessantes erblicken. Das muss uns eben ganz klar und konsequent gesagt
werden. Dann kapieren wir das auch. Und - ganz wichtig - wenn wir dann
richtiges Verhalten zeigen, bitte, bitte, aufs Loben nicht vergessen.
Na gut, wieder
zurück zum Thema. Auch für uns Hunde sollte gelten: Nicht für die Schule,
sondern fürs Leben lernen wir. So etwas wie Platz dient also nicht nur dazu, um
bei einer etwaigen Prüfung zu zeigen, wie toll, sicher und flott wir auf dieses
Kommando reagieren. Nein, das ist auch und vor allem im Alltag wichtig. Egal,
ob es sich um ein Platz, ein Sitz, ein Steh oder einfach nur ein Stopp handelt:
Wenn wir zum Beispiel in der Stadt an einer Straße ankommen, dann sollen wir
dort anhalten, entweder selbständig (für die ganz Klugen unter uns) oder eben
auf das entsprechende Kommando (auch Signalwort genannt) hin, ganz egal, was da
ist oder uns gerade durch den Kopf geht.
Wieder zurück
zum Thema Spiel und Spaß: Ich möchte ich euch das am Beispiel des Sitz
erklären. Es bringt nichts, uns anzubrüllen und verbal oder auch tatsächlich
niederzuknüppeln oder an der Leine herum- und hochzuziehen, damit wir der
Anweisung folgen. Dann haben wir Stress, negativen Stress. Und nun meine Frage:
Könnt ihr wirklich lernen, wenn ihr unter starkem Stress steht? Könnt ihr zum
Beispiel Vokabeln lernen, wenn auch dabei jemand anbrüllt? Wohl eher nicht. Na
eben. Bei uns Hunden funktioniert das genau so. Seid ihr locker, gelöst, ruhig,
aber bestimmt und konsequent, wisst ihr genau, was ihr wollt und vermittelt uns
das, dann machen wir die von uns verlangten Dinge auch.
Ich möchte in
diesem Zusammenhang noch einmal auf unsere Vorfahren, die Wölfe, zu sprechen
kommen. Die Leittiere sind (in der Regel) nicht die, die mit Gewalt regieren
und alle anderen im Rudel ständig niedermachen. Nein, es sind die, die
Erfahrung haben und eine natürliche Autorität. Versucht, euch das zu Herzen und
als Vorbild zu nehmen.
Also, um das
Ganze noch einmal zusammenzufassen: Wir gehen in die Hundeschule, um etwas zu
lernen. So nebenbei bemerkt: Ihr Menschen lernt dabei genauso viel, zumindest
solltet ihr, vor allem nämlich, uns Hunde zu lesen. Das heißt, unsere
Ausdrucksweise und unser Verhalten richtig einzuschätzen. Wir lernen von klein
auf, mit anderen Hunden richtig umzugehen und uns auf die Menschen und alles, was
damit in Zusammenhang steht, richtig einzustellen. Die Freaks von uns betreiben
dann noch Hundesport in unterschiedlichsten Ausprägungen und lernen dabei noch
viel mehr Dinge oder Kommandos noch exakter und schneller auszuführen. Das
Allerwichtigste ist aber, dass wir lernen in zwei Welten zu leben, in der
Hundewelt und in der Menschenwelt. Und dafür braucht’s eine gute Hundeschule.
Das war’s wieder
für heute. So long und bis bald, eure Alexa!
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