Montag, 15. Mai 2017

Ein bisschen Wolf im Hund


Hallo Leute! Neulich hab ich mit Herrchen ein Gespräch geführt, das ich hier wiedergeben möchte. Es ging folgendermaßen:

Alexa: Du, Herrchen. Woher komme ich eigentlich?
Herrchen: Von einem Bauernhof, gar nicht weit weg.
Alexa: Ja, das weiß ich schon. Ich meine, wo kommen wir Hunde allgemein her?
Herrchen: Du meinst, von wo ihr abstammt?
Alexa: Ja, genau, jetzt hast du's geschnallt.
Herrchen: Jetzt könnte ich sagen, zumindest dein Urahn ist der Frechdachs. Aber im Ernst, ihr Hunde stammt von den Wölfen ab. Das ist mittlerweile wissenschaftlich untermauert.
Alexa: Na voll krass! Das heißt, ich bin eigentlich ein verkappter Wolf. Den werd ich gleich mal rauslassen.


Herrchen: Na, prinzipiell stimmt das schon, aber die Sache ist etwas komplizierter.
Alexa: Inwiefern? Was jetzt? Wolf oder nicht Wolf? Das ist hier die Frage!
Herrchen: Ihr Hunde seid domestizierte Wölfe.
Alexa: Domesti.... Was?
Herrchen: Das heißt, ihr wurdet im Laufe der Zeit zu Haustieren gemacht, und zwar durch Züchtung.
Alexa: Züchtigung? Na, das glaub ich!
Herrchen: Nein, Alexa, du musst zuhören! Züchtung. Ich werde dir mal eine kleine Geschichte erzählen: In Russland gab es einen Forscher ...
Alexa: Russland! Iiii, kalt!
Herrchen: Unterbrich mich nicht. Also, da gab es einen Forscher, der hieß Beljajew, und der arbeitete mit Füchsen auf einer Pelztierfarm.
Alexa: Die Armen!
Herrchen: Ja, die Armen. Also weiter: Als Wildtiere waren die Füchse sehr scheu, aber immer wieder gab es welche, die waren etwas zutraulicher als die anderen. Und mit denen hat der Russe weiter gezüchtet, und dann wieder mit den zutraulicheren Nachkommen, und so weiter. Schließlich, nach gar nicht so langer Zeit, hatte er Füchse, die von selbst zu den Menschen kamen, die sich streicheln ließen, die aus der Hand fraßen und so weiter. Es gab aber auch andere Veränderungen, so wurde zum Beispiel ihr Gehirn kleiner.
Alexa: Hey, jetzt nicht gemein werden! Willst du damit sagen, dass ich blöder bin als meine Vorfahren, die Wölfe?


Herrchen: Aber natürlich nicht! Manche Teile des Gehirns scheint ihr als Haustiere eben nicht mehr so ausführlich zu gebrauchen, weil ihr zum Beispiel nicht mehr so sehr ums Überleben kämpfen müsst.
Alexa: Na hör mal, ich kämpfe täglich ums Überleben, und zwar von der ersten bis zur zweiten Mahlzeit.
Herrchen: Ja, ja. Also, wieder zurück zu den Wölfen. Ihr Hunde seid auch so aus den Wölfen hervorgegangen, indem euch die Menschen gezüchtet haben. Immer wieder wurden die Individuen ausgewählt, die sich als besonders geeignet erwiesen, und mit ihnen wurde weiter gezüchtet.
Alexa: Okay, das verstehe ich jetzt. Weil, ich bin ja nicht blöd! Aber warum haben die Menschen das gemacht?
Herrchen: Da gibt es verschiedene Theorien. Eine davon besagt, dass die Wölfe, besser gesagt, die daraus entstandenen ersten Hunde, die damaligen Menschen bei der Jagd unterstützt haben.


Alexa: Ach, und wenn ich jetzt einem Hasen nachrenne, werde ich geschimpft!
Herrchen: Das ist ein bisschen etwas anderes. Die Zeiten haben sich geändert. Aber das ist ein gutes Beispiel dafür, dass halt noch immer ein gewisser Anteil Wolf in euch Hunden steckt. Das Jagen macht den meisten von euch mächtig Spaß.
Alexa: So ist es!
Herrchen: Aber statt Hasen wird eben nun Spielzeug gejagt.
Alexa: Ja, ist auch nicht so schlecht. Hauptsache, Action!
Herrchen: Also, wie gesagt, der Wolf ist dein Urahn, aber über die Jahrtausende, die ihr Hunde nun schon bei und mit den Menschen lebt, hat sich doch einiges verändert und es gibt schon einige Unterschiede im Verhalten zwischen Wolf und Hund. Kurz gesagt, der Wolf ist ein Wildtier, der Hund ein Haustier.
Alexa: Können Wölfe auch solche Kunststücke wie wir?
Herrchen: Prinzipiell sind sie genauso gelehrig, können auch Platz, Sitz und so weiter machen. Aber nur gegen Bezahlung, das heißt, wenn sie dafür immer Futterbelohnung kriegen.
Alexa: Hm, sehr interessant, das muss ich mir merken!
Herrchen: Ja, ja, das würde dir so passen. Für jedes Mal Hinsetzen ein Leckerli kriegen.
Alexa: Warum nicht?
Herrchen: Da seid ihr Hunde den Wölfen so was von überlegen! Ihr seid eben viel menschenbezogener. Ihr lernt etwas und macht es auch, weil wir ein Team sind, nicht nur für Bestechung.
Alexa: Nette Worte.
Herrchen: Es gab zum Beispiel Versuche, in denen Wölfe und Hunde Aufgaben lösen mussten. Wölfe wollten das unbedingt alleine hinkriegen, Hunde nahmen bald Kontakt zu ihren Menschen auf und baten quasi um Hilfe.
Alexa: Okay, ich hab's gecheckt. Wir sind ein Team.
Herrchen: Genau. Warum wir gerade die Wölfe ausgewählt haben, um aus ihnen unsere ersten und ältesten Haustiere zu machen, liegt wahrscheinlich daran, dass wir beide soziale Arten sind.
Alexa: Das heißt?
Herrchen: Wir leben in Gruppen und haben dabei sehr komplizierte Beziehungsgefüge mit allem, was dazugehört, einschließlich einer ausgeprägten und sehr differenzierten Kommunikation untereinander.
Alexa: Wir Hunde sprechen also mit unsereins und auch mit euereins.
Herrchen: Ja, wobei ich zugeben muss, dass ihr Hunde uns Menschen meist besser verstehen und deuten könnt als umgekehrt.
Alexa: Vielleicht sollten wir euch züchten!
Herrchen: Der war gut!


Alexa: Also, wenn ich noch mal zusammenfasse: Wir Hunde stammen vom Wolf ab, einiges vom Wolf steckt noch in uns, aber wir sind eben keine Wölfe mehr, sondern Hunde.
Herrchen: Perfekt zusammengefasst, Alexa. Du bist halt doch eine tolle Schülerin.

Das war's wieder für dieses Mal. So long und bis bald, eure Alexa.

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